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Lisa Palm
Corona Carpet IILisa Palm
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handgewebtes Jacquard-Gewebe aus gebrauchten FFP2-Masken, 320 x 47 cm, 2024

Für mich sind FFP2-Masken das Sinnbild für die Pandemie geworden. Vorher kannte man eher Bilder aus asiatischen Ländern, wo die ganze Gesellschaft Masken getragen hat. Damals gegen den Smog in den Ländern und es schien sehr fremd bei uns.
Durch die Pandemie hat dann aber ganz Deutschland plötzlich auch Masken getragen und sie wurden alltägliche Begleiter, weil sie überlebensnotwendig geworden sind. Dann gab es aber auch gesellschaftliche Auseinandersetzungen zwischen Menschen, die Masken getragen haben und welche, die Masken nicht getragen haben. Manche haben versucht, Atteste von Ärzten zu holen. Manche hatten gar keine Wahl, weil sie gezwungen waren durch den Beruf. 

Die Spaltung zeigt sich auch allgemein gesellschaftlich. Das geteilt wurde in vermeintlich starke und vermeintlich schwache oder arme und wohlhabende Menschen mit Kindern und Menschen ohne. Auch welche, die im Homeoffice arbeiten konnten und die in sogenannten systemrelevanten Unternehmen tätig waren. 

Auch ich war auf Masken angewiesen, da ich gezwungen war, Masken auf Arbeit zu tragen, um die Menschen, mit denen ich arbeite, zu schützen. Und es fiel mir aber sehr schwer, die Masken nach getaner Arbeit wegzuschmeißen. Anfangs, weil mich einfach der Müll gestört hat, dass man so schnell so viel Müll anhäuft, dann hab ich angefangen, die einfach zu sammeln. Irgendwann ist mir aber auch bewusst geworden, dass mir die Masken auch was bedeutet haben, weil sie mich ja auch geschützt haben im Alltag. Damit ich nicht krank werde und damit ich auch andere nicht krank mache. Dann habe ich mich entschieden, die Masken weiter zu verarbeiten. Und da ich Weberin bin, habe ich überlegt, okay, wie könnte ich sie verweben? Hab sie dann in Streifen geschnitten, die Masken, sodass ich quasi einen langen Faden hatte und habe angefangen, zu weben, sie zu upcyceln, dass daraus etwas Neues entsteht. 

Ich fand besonders spannend, dass das so ein Kontrast war zwischen dem alten Handwerk des Webens und zwischen dem Ultra-High-Tech-Material von den Masken, die so dicht sind, dass da gar kein Virus durchkommt. Dadurch hab ich dann etwas Neues geschaffen, einen Wandteppich.

Mir hat auch besonders gefallen, dass ich den Masken nicht nur neues Leben einhauchen konnte, sondern auch noch mal mit ihnen in Beziehung gegangen. Über das Upcycling ihnen Wertschätzung entgegenbringen konnte, ihnen irgendwie noch mal danken konnte dafür, dass sie mich so gut geschützt haben. 

In dem Wandteppich habe ich über 100 Masken verwebt. Durch die Aneinanderreihung der Schüsse sieht man natürlich auch eine Art Zeitstrahl. Ein Zeitfenster, in dem ich die Masken getragen habe. Auch den Dreck, der an den Masken klebt, was letztlich auch ein Teil von mir ist: Meine Hautschuppen und meine Atempartikel, die da jetzt verewigt sind in diesem Wandteppich. 

Gleichzeitig habe ich mit dem Wandteppich eine Art Monument geschaffen, um daran zu erinnern, dass die Pandemie wirklich passiert ist, weil ich oft das Gefühl habe, dass die Zeit in Vergessenheit gerät und ich mir eigentlich noch eine gesellschaftliche Aufarbeitung wünsche.“

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