
Kaarina-Sirkku Kurz
Handgewebter digitaler Jacquard, Baumwolle, 2025
„Jacquard-Webstühle gelten gemeinhin als eine der ersten Computer. Anfänglich wurden komplexe Webmuster von einem binären System in Form von Lochkarten gesteuert. Mittlerweile sind diese weitestgehend durch digitale Programme ersetzt worden.
Digitale Fotografien beruhen ihrerseits auf einem binären System — Bildinformationen, repräsentiert durch Nullen und Einsen.
In meiner aktuellen Arbeit Haptic Data übertrage ich Binärcodes — die DNA digitaler Fotografien — in Jacquardgewebe. Hierbei geht es nicht darum, ein Bildmotiv fotorealistisch zu weben, sondern um die Frage, was in der physisch gewordenen DNA eines digitalen Bildes sichtbar wird, wenn der dazugehörige Binärcode stoisch auf den Jacquard-Webstuhl übertragen wird.
Der Webstuhl, mit dem ich arbeite, ist zwar computergesteuert, doch das Eintragen des Schussfadens erfolgt nach wie vor von Hand. So entsteht in dem aus Nullen und Einsen generierten Geflecht ein Zusammenspiel zwischen Immateriellem und Physischem, vermeintlich Objektivem und Subjektivem sowie zwischen mathematisch präzise Definiertem und Körperlichem.
Ausgehend von meinen bisherigen Erkenntnissen würde ich sagen, dass sich die Datenlogik durch das Weben des Codes gewissermaßen materialisiert und dadurch auch physisch erfahrbar wird.“
