
Franca Ullrich (Frank Jewels)
Gezogener und gestrickter Kupferdraht aus gebrauchten Drähten, 160 x 50 cm
2022–2025
„Ich hadere mit der Titelgebung, weil ich kein vollendetes Subjekt aus der Arbeit machen will. Es geht mir vor allem um den erschaffenen Prozess, das formgebende Verb, nicht um die Gestalt oder das, was es von außen darstellt.
Ich komme aus dem Handwerk und begreife mit meinen Händen. Ich forme als Goldschmied in Metall und bin in dieser Rolle trotzdem immer Beobachtende und Vermittlerin, weil das Material seinen eigenen Willen hat. Ich passe mich fast demütig seinen Eigenschaften an. Selbst mein Körper verändert sich und bildet Resilienzen. Hornhaut an den Händen, die Muskulatur wird gestärkt, meine Nägel werden widerspenstiger und meine Haut rauer.
Es hat etwas Animalisches.
Ich finde es spannend, wenn eine Technik bzw. ein Material mich körperlich fordert und absorbiert und dementsprechend Zeit in Anspruch nimmt, die am Ende sichtbar und nachvollziehbar wird. Der Kupferdraht war eine sehr intuitive Wahl, ebenso wie das Stricken an sich. Ich habe nie zuvor gestrickt und mir die Technik selbst beigebracht, mit meinem Körper als Original.
Ich empfand das Stricken auch eher wie ein Skizzieren, in der Luft, da ich durch verschiedene Drahtdicken unterschiedliche Härtegrade eines Bleistifts simulieren konnte. Auch die Dicke der Stricknadel ließ sich anpassen, um dicht zu schraffieren oder große Maschen zu zeichnen, die mehr Licht durchlassen.
All das habe ich erst im Prozess begriffen, im Verb, ohne vorher zu wissen, dass ich meinen ganzen Körper nachbilden werde. Der Titel entstand, weil ich zwar entlang meines Körpers stricke, ihm aber immer wieder entschlüpfe und versuche, ihm zu entkommen.
Was bleibt, ist eine metallische Skizze, eine Hülle, ein Geist, der gewissermaßen als Zeugin des Prozesses zurückbleibt. Und für mich persönlich der Moment ist, meine hart erarbeitete Gestalt in ihrem Geflecht von außen ganz zu betrachten.“
